Direkt zum Inhalt

Apps in der Chemotherapie: Krebspatienten leben länger und besser

Geschrieben von ursula.kramer am Montag, 12. Juni 2017 - 19:23

Eine aktuelle Studie schlägt hohe Wellen zeigt sie doch überzeugend, dass die Hoffnungen durchaus berechtigt sind, mit Hilfe der Digitalisierung die Patientenversorgung wirksam zu verbessern (1, 2). Am Beispiel von Krebspatienten (n=766) haben Wissenschaftler untersucht, ob es einen Unterschied macht, wie und wann Patienten ihre Therapeuten über Nebenwirkungen einer Chemotherapie informieren. Wenn sie regelmäßig ein digitales Symptomtagebuch führen und ihre Pfleger und Therapeuten über Verschlechterungen in Echtzeit informiert werden, wird die Therapie schneller angepasst, Nebenwirkungen können effektiver behandelt werden. Das hat zur Folge, dass die Chemotherapie länger akzeptiert wird, den Patienten geht es besser. Im Schnitt kann so das Überleben dieser Krebspatienten um durchschnittlich 5 Monate verlängert werden. Im Vergleich dazu werden Krebspatienten, die über Verschlechterungen lediglich bei ihren regelmäßigen, monatlichen Arztterminen informieren, oder aber ihren Onkologen telefonisch kontaktieren, wenn sich ihr Zustand verschlechtert, häufiger als Notfälle ins Krankenhaus eingeliefert, ihre Überlebenszeit ist deutlich verkürzt, sie sind unter der Therapie weniger aktiv, d. h. sie leiden stärker unter der Chemotherapie.

Aus aktuellen Untersuchungen wissen wir, dass die Symptomtagebücher für Krebspatienten hierzulande noch kaum genutzt werden (3). Bisher ist die Anbindung an die Regelversorgung schwierig bis unmöglich, d. h.  die Informationen über behandlungsbedürftige Symptomverschlechterungen, die in der Studie automatisch eine Meldung an eine Pflegekraft ausgelöst haben, gelangen derzeit nicht zu den Therapeuten. Ein Symptomtagebuch in der Chemotherapie kann sein Potential erst entfallten, wenn es nicht wie in Deutschland vom Patienten zur eigenen Information genutzt wird, sondern auch angekoppelt ist an den Versorgungsprozess. Wie sinnvoll das ist, zeigt die Studie sehr eindrucksvoll. Der Nachweis einer Verlängerung des Überleben von 5 Monaten wird von vielen Chemotherapeutika oft mit hohen Therapiekosten und deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität erreicht. Mit recht einfachen, technischen Hilfsmittel, die den Patienten stärker einbinden und besser mit den Therapeuten verbinden, steigen Lebensqualität und Gesamtüberleben. Es wird Zeit, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Krebspatienten und Onkologen davon profizieren können.

Quellen

  1. Basch E, Deal AM, Dueck AC, Scher HI, Kris MG, Hudis C, Schrag D. Overall Survival Results of a Trial Assessing Patient-Reported Outcomes for Symptom Monitoring During Routine Cancer Treatment. JAMA. Published online June 04, 2017. doi:10.1001/jama.2017.7156
  2. How a simple Tech tools can help cancer patients live longer.Laurie McGinley. The Washington Post, June 2017
  3. Krebs-Apps: Es gibt wenige, sie werden kaum genutzt. HealthOn, Jan. 2017
Kategorie

HealthOn - Experten in Sachen Digital Health

Dr. Ursula Kramer - Die Ap(p)othekerin bloggt auf HealthOn

DiGA-Expertin, Autorin, Beraterin

Die Vision eines gerechten, patientenorientierten Gesundheitssystems treibt die Ap(p)othekerin Dr. Ursula Kramer an. Digitalisierung sieht sie als Möglichkeit, diesem Ziel näher zu kommen. Seit 2011 testet sie Qualität, Sicherheit und Anwenderfreundlichkeit von Gesundheits-Apps, Medizin-Apps und Apps auf Rezept (DiGA). Sie will Transparenz schaffen und digitale Gesundheitskompetenz fördern. Sie teilt die Erfahrung aus der Analyse vieler tausender Gesundheits-Apps in der Beratung von Unternehmen, sie schreibt darüber im Blog auf HealthOn, hält Vorträge und erstellt wissenschaftliche Publikationen. Mehr zur Ap(p)othekerin Dr. Ursula Kramer...