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Diabetes-Apps: Angebot und Nachfrage wachsen, Qualität steigt

Geschrieben von ursula.kramer am Montag, 29. August 2016 - 18:39

Seit nunmehr im vierten Jahr in Folge analysiert die Initiative Präventionspartner das Angebot an Diabetes-Apps für die 7 Millionen Diabetiker hier in Deutschland. Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ hat sich in dieser Zeit viel getan:

Quantitative Entwicklung

  • Die Zahl der Diabetes-Apps hat sich im Zeitraum von Oktober 2013 bis Juni 2016 von 15 auf 51 deutschsprachige, kostenlose Diabetes-Apps mehr als verdreifacht.
  • Auch die Downloads, die die untersuchten Diabetes-Apps zusammen erreichen, hat sich innerhalb von knapp 2 Jahren verdreifacht, von 2,3 Millionen auf 6,8 Millionen. Im Durchschnitt erreicht eine Diabetes-App derzeit 133.000 Downloads, allerdings mit sehr großen Unterschieden.Denn  81 Prozent der Downloads auf lediglich 15 Prozent der untersuchten Apps zurückzuführen sind.

Downloads der Diabetes-Apps: Vergleich 2014/2015/2016

Qualitative Entwicklung

  • Diabetes-Apps bieten ihren Nutzern auf unterschiedlichen Ebenen Unterstützung, d. h. sie helfen, Bewußtsein zu schaffen, Verhaltensänderungen anzustoßen, sie unterstützen Diabetiker bei der Einübung und vor allem auch bei der dauerhaften Umsetzung neuer Verhaltensänderungen.
  • Die technische Weiterentwicklung macht Diabetes-Apps interaktiver, d. h. die Apps stellen Informationen vermehrt nutzerbezogen zur Verfügung,  bieten z. B. Risikochecks, ermöglichen die Anpassung der Tagebücher an die individuellen Nutzeranforderungen, Freifelder etc

Diabetes-Apps: Screening 06/2016 - UnterstützungsfunktionenDiabetes-Apps Vergleich 2014/2015/2016 - Unterstützungsfunktionen

  • Durch neue technische Funktionen wird auch das Daten-Management einfacher:
    • Bereits mit jeder 4. Diabetes-App ist die zentrale Speicherung der erfassten Messdaten und Tagebucheinträge möglich, was die Synchronisierung zwischen Smartphone, heimischem Computer etc. erleichtert und den Datenaustausch mit Dritten vereinfacht. Der Nutzer selbst und die von ihm autorisierten Personen (z. B. Angehörige, Therapeuten) können über das Netz von überall auf die Daten zugreifen.
    • Daten können kablellos aus Messgeräten und Wearables übertragen und mit anderen Apps, z. B. Google Fit ausgetauscht werden, so lassen sich die von Patienten generierten Daten zusammenführen lassen, um dabb z. B. auch für die Versorungsforschung genutzt werden zu können.
  • In Punkto Transparenz sind kleine Fortschritte erkennbar. So verfügt derzeit etwa jede vierte App über eine Datenschutzerklärung, wenngleich 80 Prozent der Apps Daten ihrer Nutzer in einem Tagebuch erfassen. Auch Angaben zur Überprüfung der Sachverständigkeit der Autoren und der Fundiertheit der gesundheitsbezogenen Informationen bzw. Empfehlungen finden sich mittlerweile in jeder 10. Diabetes-App. Anbieter, die möglichst umfänglich aufkären und Angaben machen zu allen 7 Qualitäts- und Transparenzkriterien (Healthon Ehrenkodex), helfen ihren Nutzern, die Vertrauenwürdigkeit einer App einzuschätzen und können sich auf diese Weise positiv abgrenzen.

Diabetes-Apps: Erfüllung Ehrenkodex-Kriterien: Vergleich 2013/2014/2015/2016

Datenhunger von Diabetes-Apps

Was immer noch Anlass zu Besorgnis gibt, sind die Berechtigungen, die Diabetes-Apps von ihren Nutzern einfordern. Von den 51 untersuchten Diabetes-Apps benötigen 41 spezielle Berechtigungen. Bei 51 % dieser Apps erklären sich diese Berechtigungen aus dem Unterstützungsumfang, d. h. die Apps brauchen diese, um z. B. Daten auf dem Smartphone zu verwalten, Auswertungen anzuzeigen oder Daten zu speichern. Fast die Hälfte (49%) aller Diabetes-Apps fordert von ihren Nutzern mehr Berechtigungen ein, als dies für den Funktionsumfang, den der Anwender nutzen will, erforderlich wäre.

Berechtigungen von Diabetes-Apps: Screening 6/2016

Nutzenerwartung von Diabetikern an Apps

Gerade weil sich bei Diabetes sehr viel um die Erfassung, Verwaltung aber auch die Auswertung von Blutzucker- und Lebensstildaten dreht, kommen die Unterstützungsmöglichkeiten der Apps besonders beim Selbstmanagement dieser Erkrankung zum Tragen: Je besser es gelingt, sinnvolle Zusammenhänge zu erkennen, umso erfolgreicher können Betroffene das Selbstmanagement ihrer chronischen Erkrankung steuern. Diabetiker, die bereits Apps nutzen, wissen das offensichtlich zu schätzen: So zeigen Daten einer aktuellen Befragung betroffener Diabetiker, dass die Nutzenerwartung hoch ist. Über 80 Prozent der App-Nutzer glauben, dass sie unterstützt durch Apps besser klarkommen können mit ihrem Diabetes (DiMAPP, 2016, DDG, Poster 118, zum Poster Download). Was sie bemängeln, ist die große Intransparenz des Angebotes.

HealthOn will an diesem Punkt ansetzen und bietet Zugang zu Testberichten aller deutschsprachigen, kostenlosen Diabetes-Apps. Auch das englischsprachige Angebot wird analysiert, um frühzeitig Trends zu identifizieren, die von Nutzern positiv aufgenommen und mit vielen Downloads belohnt werden. Daraus können sich wertvolle Impulse ergeben für die Entwicklung patientenorientierter, nutzenstiftender Diabetes-Apps.

Diabetes-Apps: The next Generation

In USA und Indien bieten Diabetes-Apps zum digitalen Diabetestagebuch vermehrt auch Zugang zu virtuellen Selbsthilfegruppen. Diese stehen dank App nicht nur mit Rat zur Seite steht, sondern falls erforderlich auch mit Tat. Wenn z. B. Diabetes-Zubehör oder Insulin benötigt wird, können mit Apps über GPS-Ortung Diabetiker aus der Community, die in der Nähe unterwegs sind, lokalisiert werden und gegebenenfalls aushelfen. Auch Bots, die mit künstlicher Intelligenz (AI = Artifical Intelligence) arbeiten, kommen in Diabetes-Apps andernorts schon zum Einsatz. Sie führen rund um die Uhr als virtuelle Coaches durch Selbstmanagement-Programme, sie motivieren und geben Feedback und helfen ihren Nutzern auf diese Weise, den Diabetes-Alltag besser zu meistern.

Sie beschäftigen sich als Krankenkassen, öffentliche Institution oder App-Entwickler mit Diabetes-Apps?
Auswertungen zu indiviudellen Fragestellungen sowie Auszüge mit vergleichenden Detailinformationen der untersuchten deutsch- und englischsprachigen Diabets-Apps erstellen wir gerne auf Anfrage.

Quellen:

HealthOn - Experten in Sachen Digital Health

Dr. Ursula Kramer - Die Ap(p)othekerin bloggt auf HealthOn

DiGA-Expertin, Autorin, Beraterin

Die Vision eines gerechten, patientenorientierten Gesundheitssystems treibt die Ap(p)othekerin Dr. Ursula Kramer an. Digitalisierung sieht sie als Möglichkeit, diesem Ziel näher zu kommen. Seit 2011 testet sie Qualität, Sicherheit und Anwenderfreundlichkeit von Gesundheits-Apps, Medizin-Apps und Apps auf Rezept (DiGA). Sie will Transparenz schaffen und digitale Gesundheitskompetenz fördern. Sie teilt die Erfahrung aus der Analyse vieler tausender Gesundheits-Apps in der Beratung von Unternehmen, sie schreibt darüber im Blog auf HealthOn, hält Vorträge und erstellt wissenschaftliche Publikationen. Mehr zur Ap(p)othekerin Dr. Ursula Kramer...